Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die
Leipziger Corona-Demo schlägt erwartungsgemäß weiter hohe Wellen. Und wie so oft ist das Rauschen besonders laut von Fachkundigen aus der Ferne.
SPD-Vorsitzende Saskia Esken beispielsweise weiß im Berliner Regierungsviertel ganz genau, dass die Polizeitaktik am Leipziger Augustusplatz falsch war. „Die Polizei kann so was strategisch verhindern, wenn es gewollt ist“, so ihr Fazit. Guter Rat ist teuer? Diesen hier gab es wohl eher im Schnäppchenangebot.
Interessant ist auch das Interview mit dem Dresdner Einsatzleiter Peter Langer, der vor einer Woche bei der Querdenker-Demo an der Elbe vor der heiklen Frage stand: Wegen Verstoß gegen Maskenpflicht abbrechen und danach Tumulte riskieren? Oder lieber laufen lassen? Langer entschied sich für Variante 2 und begründet das so:
„Wir können den Menschen die Corona-Regeln nicht einprügeln“.
Das ganze Interview lesen Sie hier.
Vielleicht ist es ganz gut, in diesen aufgeregten Zeiten ein Wort der Ruhe und Besonnenheit zu hören: Leipzigs Propst Gregor Giele hat sich seine Gedanken zum Demo-Wochenende gemacht. Sein kluger Rat: Weder übertreiben noch verharmlosen hilft uns weiter.
Aber hören Sie doch bitte selbst: In unserem Gemeinschaftsprojekt mit den Leipziger Kirchen „Offene Gedanken in geschlossenen Zeiten“ - ein täglicher Mutmacher per Video.
Und tatsächlich: Es gibt sie, die hoffnungsvollen Zeichen:
Die Wirkung des Corona-Impfstoffes ist in Tests höher als erwartet. Zu 90 Prozent soll er einen wirksamen Schutz bieten, teilte die deutsche Firma Biontech mit. Der Impfstoff wird möglicherweise schon in in den nächsten Tagen zunächst in den USA zugelassen.
Die beste Nachricht seit Ausbruch der Pandemie - findet unser Kommentator Matthias Koch.
Wann die Impfungen in Deutschland beginnen und wer dann zuerst dran ist, hat heute der Deutsche Ethikrat mitgeteilt.
Hier gibt’s die Details.
Der 9. November ist ein Schicksalsdatum der deutschen Geschichte. Die brennenden Synagogen in der Reichspogromnacht 1938 und der Mauerfall in Berlin 1989 - an beides muss erinnert werden. In Leipzig wurden heute im Gedenken an die unfassbar grausame Judenverfolgung im Dritten Reich
Stolpersteine geputzt - eine beklemmende und zugleich ungemein wichtige Aktion, gegen das Vergessen.
Und der Mauerfall 1989? Ich verrate Ihnen eine kleine Marotte: Zuhause ziehe ich jedes Jahr am 9. November meine Schachtel mit Mauergestein aus dem Regal: Als Erinnerung an herrliche Wochenenden im nicht länger geteilten Berlin, wo ich als 16-jähriger Schüler mit Hammer und Meißel zum Mauerspecht wurde. Die besten, besonders farbigen Betonstücke habe ich allerdings inzwischen verschenkt.
In der Hoffnung, dass in der Corona-Krise nicht neue Mauern unseren Blick füreinander verstellen, wünsche ich Ihnen einen geruhsamen Feierabend und eine erfolgreiche Woche.
Herzlichst, Ihr Olaf Majer